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Über dieses Projekt

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Die zunehmende Zuwanderung von Gesundheitspersonal im Rahmen der internationalen Migration hochqualifizierter Arbeitskräfte ist einer von den wichtigsten Diskussionsthemen sowohl in der Migrationsforschung als auch in der Sozialpolitik geworden. Eine OECD-Studie aus dem Jahr 2019 zeigt, dass die Zahlen der zugewanderten Ärzte und Krankenschwestern in den OECD-Ländern rasch zunehmen (1). Die Prognosen über die Zukunft des Gesundheitspersonals deuten darauf hin, dass die internationale Migration von Gesundheitspersonal weiter zunehmen wird. Es ist bekannt, dass die Migration in diesem Bereich vor allem von unterentwickelten Ländern und Entwicklungsländern in entwickelte Länder erfolgen wird. Nach den Forschungen hier stehen die Vereinigten Staaten an erster Stelle, das Vereinigte Königreich an zweiter und Deutschland an dritter Stelle innerhalb Zielländer für die Migration von Ärzten (OECD, 2019). Es wird festgestellt, dass 11 Prozent der in Deutschland arbeitenden Ärzte und Krankenschwestern im Ausland geboren sind und diese Raten steigen tendenziell während und nach der COVID-19-Pandemie (OECD, 2019).

Die Lage der Türkei in globaler Migrationssituation hat sich seit den 1990‘er Jahren deutlich verändert. In den 1960‘er Jahren war die Türkei vor allem ein Auswanderungsland und im Rahmen des deutschen Gastarbeiterprogramms wanderten meistens ungelernte und angelernte Arbeitskräfte nach Deutschland ein. Aber in den 1990’er Jahren bekam die Türkei jedoch eine zentrale Hubfunktion für irreguläre Bewegungen und Transitlandmigrationsbewegungen. Inzwischen hat auch die Mobilität von Fachkräften aus der Türkei in andere Länder zugenommen. Deutschland war (ist immer noch) nicht in der Lage, den steigenden Bedarf nach hochqualifizierten Arbeitskräften in bestimmten Sektoren wie Informationstechnologien, Ingenieurwesen, Gesundheit und Finanzen selbst zu decken. Und um dieses Problem zu lösen hat Deutschland neue Gesetze wie Fachkräftezuwanderungsgesetz verabschiedet. Diese Situationen haben zu einem Anstieg der hochqualifizierten Migrationsbewegung aus der Türkei nach Deutschland geführt. So ist Deutschland ein bedeutendes Zielland auch für Gesundheitsfachkräfte aus der Türkei. Auch aktuelle Daten der Türkischen Ärztekammer deuten auf einen deutlichen Anstieg der Zahl der Ärzte hin, die sich für erforderliche Dokumente für die Zuwanderung aus der Türkei nach Deutschland bewerben. Im Jahr 2012 lag die Zahl der Ärzte, die sich dafür beantragten, bei 59, während sie in den ersten 11 Monaten des Jahres 2021 auf 1.361 gestiegen ist (TTB, 2022).

Ziel dieses Projekts ist nach der Push-Pull-Theorie der Migration festzustellen, welche Push- und Pull-Faktoren einen wesentlichen Einfluss auf die Entscheidung von Ärzten haben, die an einer Fachkräftezuwanderung aus der Türkei nach Deutschland teilgenommen haben. Darüber hinaus hat diese Forschung auch das Ziel, die Determinanten von Rückkehrtendenzen bzw. die Wahrscheinlichkeit der Entwicklung einer Rückkehrabsicht bei türkischen Ärzten mithilfe des Logit-Modells zu identifizieren. Auf der Grundlage dieser Erkenntnisse werden politische Empfehlungen zur Förderung des Rückkehrs von Fachkräften ausgesprochen. Um diese Ziele zu erreichen, wird ein Mixed-Methods-Ansatz eingesetzt, der sowohl quantitative als auch qualitative Forschungsmethoden umfasst. Im Rahmen des Projekts werden 384 türkische Ärzte in Deutschland befragt und 30 umfassendes Interview mit Ärzten in Deutschland sowie 36 umfassendes Interview mit Ärzten in der Türkei durchgeführt. Ziel der Forschung ist es auch, einen originellen Beitrag zum Bereich der qualifizierten Migrationsforschung zu leisten.

Das Forschungsprojekt möchte außerdem einen Beitrag zur vorhandenen Literatur zum Einfluss von Einwanderernetzwerken, institutionellen Strukturen und Praktiken auf Migrationsentscheidungen leisten. In der Umfrage und den ausführlichen Interviews wird untersucht, wie Ärzteimmigranten ihr Berufs- und Privatleben vor und nach der Migration in beiden Ländern gestalten, einschließlich der Teilnahmen an Sprachkursen, der Bewerbungen bei Arbeitsagenturen und der Beschaffungen offizieller Dokumente und Zertifikate. Die Forschungsergebnisse werden auch praxisorientierte Einblicks-Möglichkeiten in die Herausforderungen geben, in denen Ärztezuwanderer sich bei der beruflichen Anerkennung in Deutschland und den notwendigen Anpassungen ihrer Arbeitspraktiken gegenübersehen.

Diese Forschung hat das Potenzial zu zeigen, welche bedeutende Rolle die Ärztemigration bei der Entwicklung und Verbesserung von Gesundheitssystemen spielen kann, nicht nur in den Zielländern, sondern auch in den Herkunftsländern. Die Ergebnisse werden erhebliche Auswirkungen auf die Politik von Institutionen haben, die den internationalen Arbeitsmarkt regulieren, sowie auf Berufsverbände von Gesundheitspersonal, Forschern und internationalen Organisationen wie der UN, der WHO und der ILO. Darüber hinaus wird diese Forschung zur Entwicklung nachhaltiger Modelle für bilaterale und multilaterale Vereinbarungen zur Rekrutierung internationaler Gesundheitsfachkräfte beitragen. Durch die Förderung der regionalen Migration für kritische Kompetenzen und die Erleichterung der Rückkehr bzw. zirkulärer Migration könnten diese Ergebnisse und Vereinbarungen zwischen den Ländern weitreichende positive Auswirkungen haben.

(1) Die Zahl der im Ausland ausgebildeten Ärzte, die in den OECD-Ländern arbeiten, stieg zwischen 2006 und 2016 um 50 Prozent und erreichte 2016 fast 500.000, während die Zahl der im Ausland ausgebildeten Krankenschwestern und -pfleger zwischen 2011 und 2016 um 20 Prozent auf fast 550.000 anstieg (OECD 2019).

Dieses Projekt wurde unterstützt von:

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